Einordnung des Regierungsprogramms 2025 für die Sportartikelbranche
Die neue Bundesregierung bekennt sich zu einer wirtschafts- und innovationsfreundlichen Politik, die gleichzeitig den Sport – insbesondere den Wintersport – weiter stärken soll. Im Folgenden finden Sie eine kompakte Darstellung der aus Sicht der Sportartikelbranche und des VSSÖ wesentlichen Punkte aus dem Regierungsprogramm 2025 und welchen Einfluss diese auf Handel, Tourismus und Sportaktivitäten haben.
Wirtschaftspolitik: Stabilität, Planungssicherheit und Entlastung
- Keine neuen Vermögens- oder Eigentumssteuern
- Die Regierung setzt auf Budgetkonsolidierung durch Einsparungen im System (z. B. bei Förderungen oder Verwaltungsaufwand), statt auf zusätzliche Steuerbelastungen.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Ein stabiler Steuerrahmen erleichtert Investitionen und stärkt die Kaufkraft der Konsumentinnen und Konsumenten.
- Senkung der Lohnnebenkosten und gezielte Fachkräfteoffensive
- RWR-Karte (Rot-Weiß-Rot-Karte) wird weiter digitalisiert und vereinfacht. Zudem werden Saisonkontingente im Tourismus ausgebaut.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Mehr Saisonpersonal für Skischulen, Sport- und Tourismusbetriebe hilft Engpässe zu vermeiden. Die Entlastung bei Lohnnebenkosten macht Neueinstellungen attraktiver.
- Anreize für Mehrleistung und flexible Arbeitsmodelle
- Überstunden und Mitarbeiterprämien werden steuerlich weiter entlastet.
- Arbeiten im Alter mit 25 % Endbesteuerung: Attraktivierung der Beschäftigung älterer Fachkräfte.
- Relevanz für die Sportartikelbranche: Höhere Flexibilität in Personalspitzen und bessere Möglichkeiten zur Entlohnung temporär tätiger Mitarbeiter:innen (z. B. im Skiverleih).
Tourismus: Wintersportförderung und Schaffung von Synergien
- Klare Tourismusstrategie und Ausbau der Gewerbeförderung
- Die Regierung plant, den Tourismusstandort Österreich durch zusätzliche Marketingmaßnahmen und Investitionen in digitale Infrastruktur weiter zu stärken.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Ein starker Wintertourismus fördert den Absatz von Wintersportartikeln, stärkt Skigebiete und bringt zusätzliche Kaufkraft in die Regionen.
- Förderung der Wintersportwochen
- Das Regierungsprogramm bekräftigt den Stellenwert des Schulsports und sieht gezielte Anreize vor, um Wintersportwochen für Schülerinnen und Schüler weiterhin attraktiv zu gestalten.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Eine bessere finanzielle und organisatorische Unterstützung für Schulen (z. B. bei Transport, Unterkunft oder Verleihkosten) ist essenziell, damit Kinder und Jugendliche frühzeitig an den Wintersport herangeführt werden. Dies sichert langfristig die Begeisterung für Ski, Snowboard & Co. und stützt den Absatz im Sportfachhandel.
- Umfassende Tourismus-Fachkräftestrategie
- Neben dem Ausbau der RWR-Karte sind vereinfachte Beschäftigungsverfahren im Gespräch, um mehr Saisonarbeitskräfte – auch aus dem Ausland – für den Wintertourismus zu gewinnen.
- Relevanz für die Sportartikelbranche: Weniger Bürokratie, klarere Kontingente und schnellere Verfahren entlasten Betriebe (z. B. Skischulen, Sportverleih) und ermöglichen einen reibungsloseren Saisonstart.
Innovation und Digitalisierung im Sport: Neue Chancen für die Branche
- Förderung digitaler Lösungen
- Mehr Mittel für digitale Lehre und Aus- bzw. Weiterbildung (z. B. im Bereich E-Commerce, Servicetools für Sportgeräte).
Relevanz für die Sportartikelbranche: Das steigert die Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit von Sporthändlern, die verstärkt Online- und Hybridkonzepte (Geschäft und Online-Shop) nutzen möchten.
- Forschungsprämie und -finanzierung
- Absicherung des Forschungsfinanzierungsgesetzes und Erhöhung der Forschungsprämie bekräftigen den Willen, Österreich zu einem Innovationshub zu machen.
- Relevanz für die Sportartikelbranche: Sportartikelhersteller können etwa von innovativen Projekten (z. B. nachhaltige Materialien, Smart Sports Equipment) profitieren.
Bürokratieabbau: Entlastungen für KMU und Sportfachhandel
- Entbürokratisierungsstelle
- Neue Institutionen sollen ein Auge auf unnötige Berichtspflichten, Nachweispflichten und Belege haben.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Weniger Zeitaufwand für Bürokratie, mehr Fokus auf das Kerngeschäft, vor allem während intensiver Saisonzeiten (z. B. Skiverkauf ab Herbst).
- Abschaffung der Belegerteilungspflicht bis 35 €
Relevanz für die Sportartikelbranche: Entlastet besonders kleinere Geschäfte, Skihütten oder Sportshops bei geringfügigen Umsätzen.
- Erleichterte Betriebsübergaben
- Erhöhung des Veräußerungsfreibetrags (z. B. von 7.300 € auf 45.000 € ab 2026) und Wegfall von Berufsverboten.
- Relevanz für die Sportartikelbranche: Familiengeführte Sportfachgeschäfte können leichter an die nächste Generation übergeben werden.
Energie, Nachhaltigkeit und Infrastruktur
- Stabile Energiepreise und Netzausbau
- Ziel: Die Versorgungssicherheit soll verbessert werden, u. a. durch Ausbau erneuerbarer Energiequellen und moderne Netzinfrastruktur.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Insbesondere für Skigebiete - berechenbare Stromkosten, beispielsweise für Beschneiungsanlagen, Lifte und Beleuchtung.
- Klimaschutz und Wintersport
- Ausbau erneuerbarer Energien und Förderung von Energieeffizienz in Tourismusbetrieben.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Für viele Wintersportdestinationen ist ein nachhaltiges Energiemanagement entscheidend, um den Skibetrieb langfristig zu sichern.
Bildung, Qualifizierungsoffensive und Abschaffung der bisherigen Bildungskarenz
- Bildungskarenz wird durch eine treffsichere Nachfolgeregelung ersetzt
- Schwerpunkt auf Qualifizierungsoffensive: gezielte Förderungen für Aus- und Weiterbildungen in Branchen mit Fachkräftemangel.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Möglichkeiten zur beruflichen Weiterqualifizierung (z. B. Sporttechniker:in, Sportkaufleute, Skilehrer:in) könnten ausgeweitet werden.
- Starke Verankerung von Sport in der Schule
- Das Regierungsprogramm sieht verstärkte Kooperationen mit Sportvereinen, Förderprogramme für Schulsport und Bewegungseinheiten vor.
Relevanz für die Sportartikelbranche: Besonders Für die Wintersportwochen besonders relevant - neben der grundsätzlichen Finanzierung ist eine Qualitätssteigerung durch besser geschulte Lehrkräfte und außerschulische Partner (z. B. Skilehrer, Sportpädagogen) im Gespräch.
Ausblick und Fazit aus Sicht des VSSÖ
- Wintersportwochen: Der VSSÖ begrüßt den im Regierungsprogramm angeführten Willen, den Schulsport und damit verbundene Wintersportwochen zu stärken. Eine verlässliche Finanzierung und eine Entlastung der Eltern sind nötig, um eine möglichst breite Teilnahme zu ermöglichen.
- Tourismusstrategie: Der Fokus auf eine umfassende Tourismus- und Fachkräftestrategie stärkt den wintertouristischen Kern Österreichs und damit indirekt den Verkauf und Verleih von Wintersportartikeln.
- Bürokratieabbau und steuerliche Entlastung: Weniger Bürokratie, Senkung der Lohnnebenkosten und flexiblere Arbeitsmodelle können Betrieben in der Sportartikelbranche helfen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren und Personalengpässe besser zu bewältigen.
- Innovation und Nachhaltigkeit: Die Absicherung der Forschungsprämie und das Bekenntnis zu erneuerbaren Energien schaffen Anreize für Unternehmen, in umweltfreundliche Materialien und Technologien zu investieren. Davon kann auch die Sportartikelindustrie profitieren.
Mit dem Regierungsprogramm 2025 setzt die neue Bundesregierung auf einen Kurs der wirtschaftlichen Vernunft, der sowohl dem Wintertourismus als auch dem Fachhandel spürbar entgegenkommen kann. Durch zielgerichtete Förderung der Wintersportwochen, die Sicherstellung von Fachkräften und die Entlastung bei Steuern und Bürokratie sind entscheidende Punkte vorhanden, um den Sportartikelhandel zu stärken. Wichtig wird sein, dass die angekündigten Maßnahmen zügig und konkret umgesetzt werden, damit Österreich weiterhin seine Rolle als Wintersportnation behaupten kann – zum Nutzen des Handels, des Tourismus und der heimischen Wirtschaft insgesamt.
Anmerkung: Zusammenfassung auf Basis der Ersteinschätzung des Regierungsprogramms 2025 durch die Wirtschaftskammer Österreich. Angepasst durch den VSSÖ.