Obwohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lieferketten noch stark spürbar waren, wurden im vergangenen Jahr 490.394 Fahrräder an den österreichischen Sportartikelhandel sowie den Fahrradfachhandel verkauft. Dabei handelt es sich um eine Seitwärtsbewegung im Vergleich zum Vorjahr (-1,2 Prozent) – die Nachfrage übersteigt das Angebot.
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Obwohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lieferketten noch stark spürbar waren, wurden im vergangenen Jahr 490.394 Fahrräder an den österreichischen Sportartikelhandel sowie den Fahrradfachhandel verkauft. Dabei handelt es sich um eine Seitwärtsbewegung im Vergleich zum Vorjahr (-1,2 Prozent) – die Nachfrage übersteigt das Angebot.
Der Wirtschaftsfaktor Fahrrad
Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist klar: Das Fahrrad ist als Verkehrsmittel der nachhaltigen, gesunden und individuellen Mobilität kaum mehr wegzudenken. Das unterstreicht auch die Erhöhung der Radfördermittel der Regierung auf rund 60 Millionen Euro pro Jahr. Welchen Hebel die Fahrradindustrie für den Wirtschaftsstandort Österreich bedeutet, belegen die Fahrradverkaufszahlen 2021[1]: Der Umsatz hat 2021 erstmals die Milliardenmarke überschritten (1,03 Mrd. EUR). Erklärbar ist der Umsatz vor allem durch die hohe Nachfrage nach E-Bikes – 73 Prozent des Gesamtumsatzes (756 Millionen EUR) gehen auf dieses Segment zurück (Durchschnittspreis allgemein: 2.095 EUR, Fahrräder nicht-elektrisch: 1.289 EUR, E-Bikes: 3.410 EUR).
Das Fahrrad als Beschleuniger klimafreundlicher Mobilität
„Die Nachfrage nach E-Bikes steigt ungebrochen: Jedes zweite, in Österreich verkaufte Fahrrad ist elektrisch betrieben“, bestätigt Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich. Mit einem Marktanteil von 45 Prozent (bei Rädern für Erwachsene liegt der Anteil sogar bei 55 Prozent) verteidigt Österreich seine Führung im D-A-CH Raum (DE: 43 Prozent, Quelle: ZIV; Schweiz: 38 Prozent, Quelle: Fachstelle Velo & E-Bike).
Besonders massiv ist der Anstieg bei den E-Lastenrädern. 2021 wurden erstmal über 2.200 E-Lastenräder verkauft. Die Verkaufsmenge hat sich damit nach dem starken Anstieg im Vorjahr noch einmal verdoppelt (+ 136,5 Prozent). Das Niveau ist zwar noch recht niedrig, aber das Wachstums-Potential dieser Kategorie ist groß, wie die Entwicklung zeigt.
Boom bei Kinder- und Jugendrädern: Ostern als Weihnachten der Fahrradbranche
Ostern ist für die Branche das Weihnachten des Kinderfahrrads: Vor Ostern werden über 60 bis 70 Prozent der Kinderfahrräder verkauft. Im Vergleich zum Vorjahr 2020, als die Geschäfte in der Osterzeit während des pandemiebedingten Lockdowns nicht öffnen konnten, konnten diese Käufe auch wieder vor Ort getätigt werden – 2021 wurden rund 90.000 Kinder- und Jugendräder verkauft, das ist ein Marktanteil von knapp 19 Prozent.
„Vor allem bei Kinder- und Jugendfahrrädern sind hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards gefragt. Die Menschen in Österreich setzen beim Kauf auf die persönliche Beratung von Expertinnen und Experten. Als das zu Ostern 2021 dann wieder möglich war, folgte ein starker Anstieg bei den Kinder- und Jugendfahrrädern – und führte zu einer Absatzsteigerung von fast 15 Prozent“, erklärt Hans-Jürgen Schoder, Sprecher der ARGE Fahrrad.
Cyclecross und Gravel-Bikes als neue Trendsportgeräte
Mit einer Verkaufsmenge von 4.738 Stück erfreuen sich Cyclecross und Gravel-Bikes immer größerer Beliebtheit. Die Verkaufsmenge von Cyclecross, Gravel-Bikes und Rennrädern hat sich 2021 um knapp 40 Prozent (2021: 12.964, 2020: 9.398) erhöht. Besonders bei Gravel-Bikes bestätigt die stetige Steigerung der Verkaufszahlen, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Hype handelt. Speziell Rennradeinsteiger greifen gerne zum universell einsetzbaren Gravel-Bike, z.B. als Reiserad (Adventurebiking). Hier entsteht eine völlig neue Zielgruppe auch für Bekleidung und Accessoires.
„Die Zahlen belegen, dass das Fahrrad als Wirtschaftskraft nicht mehr zu übersehen ist. Während wir von einem starken Umsatzwachstum sprechen, ist das nicht mit einem Verkaufsboom gleichzusetzen – denn die Branche könnte mehr verkaufen, wenn mehr Fahrräder da wären. Diese Situation wird auch 2022 noch angespannt bleiben“, schließt Nendwich ab.
Eine ausführliche Übersicht über die Zahlen, Daten und Fakten zur österreichischen Fahrradindustrie entnehmen Sie bitte der Factbox Fahrrad 2021.
[1] Diese Anzahl umfasst alle Fahrräder, die 2021 an den österreichischen Sportartikelhandel sowie den Fahrradfachhandel verkauft wurden. Wichtiger Hinweis: Es handelt sich also um Sell-In Zahlen in den Handel, nicht um Sell-into-the-Market Zahlen an die Endkonsumenten.